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Beitrag vom 07.01.2010
Sweethead
Tatjana Zilg
Süß im Sinne von unschuldig ist dieses Debut gewiss nicht. Laut und glam-lastig verschaffen sich die Songs von Sweethead ihr Gehör. Hinter dem Mikrofon steht eine Sängerin, die mit einer rauchig ...
... markanten Stimme und einer lasziv-sinnlichen Attitüde wie eine Metamorphose aus Blondie und PJ Harvey wirkt.
Gegenüber ihren drei Bandgefährten ist Serrina Sims ein Frischling im Musikgeschäft:
An der Gitarre greift Troy Van Leeuwen in die Saiten, der als Bandmitglied von Queens Of The Stone Age schon auf eine legendäre Karriere zurückblicken kann, und bei Sweethead dafür sorgt, dass die Songs in bester Rock´n Roll-Manier temporeich nach vorne losgehen. Auch am Schlagzeug sitzt mit Norm Block jemand, der sich seine fachliche Reputation bereits erspielt hat als Mitglied der Mark Lanagan Band. Den Bass hält Eddie Nappi, ebenfalls bei der Mark Lanagan Band mit von der Partie, in den Händen.
Solch prominente Referenzen werden oft als Vorteil und Nachteil zugleich angesehen. Zum einen fällt der Weg in das Licht der Medien-Aufmerksamkeit viel leichter, zum anderen sind die damit verbundenen Erwartungen groß. Glücklicherweise haben sich die Supergroup-Musiker jedoch eine Frontlady mit ins Boot geholt, die neu auf dem musikalischen Parkett ist. Serrina Sims geht mit enorm viel Schwung und Energie an ihre Aufgabe heran und glänzt mit einem extrovertierten Gesang und einer Menge Sexappeal.
Im Jahr 2009 bewies sie ihr Charisma auf etlichen Bühnen. Sweethead gesellten sich ins Line-Up des Reading und des Leeds Festivals und wurden als Support von Them Crooked Vultures angeheuert.
Ein Dutzend Titel hält ihr Studio-Debüt vor, die durchgehend mit Tempo, Power und Dynamik in die Ohren schnellen. Manches Mal erinnert die temperamentvolle Sängerin und ihr hochkarätiges Musikertrio ein wenig an zwei umjubelte NewcomerInnen-Bands der letzten Jahre: The Long Blondes und The Duke Spirit. Wie bei ihnen kommt auch bei Sweethead in jedem Moment der Spaß am musikalischen Tun glaubhaft herüber und so ziehen sie ihre HörerInnenschaft mühelos und geradlinig in den Bann.
Die Singleauskoppelung "The Great Disruptors" macht ihrem Titel alle Ehre und sprengt den Weg frei für Sweetheads Platz im Rock-Paradies der Gegenwart. Gewaltig lospreschende Gitarren, ein dunkel-glamiger Bass und schepperndes, unwiderstehliches Schlagwerk umhüllen einen verrucht-leidenschaftlichen Gesang. An anderer Stelle wird dieser durch Hall und Echo betont wie im Opener "The Sting" und in "Amazing Vanishing Conquest".
Weiterhören: The Long Blondes und The Duke Spirit
Sweethead im Netz: www.sweethead.net und www.myspace.com/sweethead
AVIVA-Tipp: Das Debut von Sweethead bietet eine energiereiche Ladung an Songs, die auch in der kalten Jahreszeit beim Abtanzen den Schweiß aus den Poren treiben werden. Benannt nach einer B-Seite des unvergesslichen Glam-Kultstars David Bowie setzen die Vier auf die Kraft schneller, wilder Rhythmen, die sie mit einigen Raffinessen verzieren. Dabei lassen sie keinen Zweifel daran, dass hier gestandene Rock-Profis am Werk sind, die genau wissen, was sie tun und zugleich ihre Freude an der Rockmusik selbst immer wieder aufs Neue entdecken.
Sweethead
Sweethead
Label: PIAS, Rough Trade, VÖ November 2009